Ernährung
Die beste Grundlage för ein ungestörtes, lustvolles und gesundes Essverhalten für das ganze zukünftige Leben ist, wenn Kinder von Anfang an lernen können und dürfen, was ihnen gut tut und schmeckt. Jeder Mensch hat das Recht dann zu essen, wenn er hungrig ist und nur das zu probieren, was er möchte. Die Würde des Menschen zu achten, bedeutet hier, nicht die Macht als Erwachsener zu nutzen, um in irgendeiner Weise Zwang auszuüben. Das gilt selbst für den Umgang mit Säuglingen und Kleinstkindern.
Kein Kind muss alles aufessen, was es sich auf den Teller gefüllt hat. Kinder hören dann auf zu essen, wenn sie satt sind. Säuglinge bekommen dann etwas zu essen, wenn sie Hunger haben. Forscher haben herausgefunden, dass Erwachsene sehr schnell Hungerschreie von Schmerzensschreien unterscheiden können.
Sobald das Kind alleine sitzen und selbst einen Löffel in der Hand halten kann, sollte es den Versuch unternehmen dürfen, eigenstöndig zu essen. Auch die Finger dürfen natürlich dazu benutzt werden, Essen in den Mund zu befördern. Essen ist eine sehr sinnliche Erfahrung. Genussvoll die Eigenschaften der Lebensmittel mit den Händen und dem Mund zu erspüren, ist ein wichtiger Lernprozess für Kinder.
In der Auseinandersetzung mit Theorie und Praxis sind wir nach zahlreichen Überlegungen auf die Idee gekommen, die Gegebenheiten unserer Kinderräume zu nutzen und den Kindern einen Extraraum für die Mahlzeiten zur Verfügung zu stellen: unser Dschungelrestaurant.
Das Essen soll in einer entspannten Atmosphäre eingenommen werden. Die Kinder haben die Möglichkeit, dann zu essen, wenn sie Hunger haben, und sich in kleinen Gruppen von 4-6 Kindern zusammen zu setzen, damit eine ruhige, kommunikative Atmosphäre entsteht.
Eine ansprechende Umgebung kann sich durchaus günstig auf das Essverhalten von Kindern auswirken. Bei uns haben Kinder die Möglichkeit, beim Decken und Dekorieren der Tische zu helfen. Tischdecken oder Tischsets sind genauso wichtig wie Servietten oder Blumen. Als Sitzgelegenheit haben wir uns für Hocker bzw. Krippenbänke entschieden.
In unserer Umwelt wird eine bestimmte Esskultur gepflegt und auch erwartet. Nach und nach erlernen die Kinder die richtige Handhabung von Essbesteck und das Verhalten am Tisch und beim Essen. Bei uns gilt: Essenszeit ist keine Spielzeit! Dabei ist es uns wichtig, die Kinder nicht in Tischmanieren zu trimmen, sondern sie spielerisch und mit Freude anzuleiten. Sie sollen Essen als etwas Schönes erfahren!
Neben dem Umgang mit Messer, Gabel und Löffel gehört auch der passende Umgang mit Geschirr und Lebensmitteln zu einer gepflegten Tischkultur. Daher haben wir uns bewusst dafür entschieden, dass alle Kinder in unseren Kinderräumen von "echtem" Geschirr essen sollen. Das beim Experimentieren und Erlernen des adäquaten Umgangs auch mal das ein oder andere zu Bruch geht, nehmen wir dabei gerne in Kauf.
Da uns gesundes Ernährungs- und Trinkverhalten sehr wichtig ist, stehen den ganzen Tag über verschiedene Getränke (Wasser, Tee, Säfte, Milch) zur Verfügung, an denen die Kinder sich nach Herzenslust bedienen können. Des Weiteren reichen wir Zwischenmahlzeiten, am Vormittag beispielsweise frisches Obst oder Rohkost. Am Nachmittag kann es auch mal Butterkekse oder Zwieback geben.
Das Wichtigste ist jedoch, das täglich frisch zubereitete Essen aus unserer eigenen Kinderräume-Küche. Die Zubereitung und Speiseplangestaltung erfolgt in Anlehnung an die "Bremer Checkliste", die auf den Empfehlungen der optimierten Mischkost des Forschungsinstitutes für Kinderernährung in Dortmund beruht und sich durch einen besonderen Praxisbezug auszeichnet. Wenn jeder Geschmack berücksichtigt wird, dann kommt der Appetit von ganz allein, und nebenbei wird auch noch das Nährstoffangebot verbessert.
Empfehlungen für einen Wochenspeiseplan (5 Tage):
1 Fleischgericht
1 Eintopf oder Auflauf
1 Seefischgericht
1 vegetarisches Gericht
1 frei gewähltes Gericht
(z.B. ein Fleischgericht, ein fleischfreies Gericht mit Vollkorngetreide oder ein süßes Hauptgericht)
zusätzlich
mindestens 2-mal frisches Obst
mindestens 2-mal Rohkost oder frischer Salat
mindestens 2-mal frische Kartoffeln
Konkret heißt das, die Menüs sollten sich im Zeitraum von 4 bis 5 Wochen nicht wiederholen.
Durch den sinnlichen Umgang mit Essen wird der Grundstock gelegt für eine positive Haltung der Nahrungsaufnahme gegenüber. Die Kinder lernen bzw. erfahren von Anfang an, dass Essen nicht nur ein Mittel zum Zweck ist, um menschliche Grundbedürfnisse zu stillen, sondern dass die Nahrungsaufnahme ebenso eine wichtige soziale Funktion erfüllt.
In diesem Sinne - guten Appetit!